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Rezension: Weyand. Vergaberecht

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Jeder Vergaberechtler kennt den umfangreichen Praxiskommentar von Weyand (Verlag C.H.BECK), der nicht nur seit Jahren online verfügbar ist, sondern – nunmehr in 4. Auflage – auch in gedruckter Fassung zur Verfügung steht. Dem Verfasser des Werkes geht es nicht um die originelle Begründung eigener Standpunkte, sondern um die umfassende Sammlung, Sichtung und Aufbereitung der gesamten vergaberechtlichen Judikatur. Über die Jahre ist damit ein überaus umfassendes Kompendium der vergaberechtlichen Rechtsprechung entstanden, in dem wohl jede relevante Entscheidung dargestellt und besprochen ist. Das Buch lädt geradezu dazu ein, auch zu entlegenen Fragen auf die Suche nach Referenzentscheidungen und Fallbeispielen zu gehen. Wenn es eine relevante Entscheidung gibt, wird diese an irgendeiner Stelle im Weyand erwähnt und referiert sein.

Weyand
Vergaberecht
2013, IX, 3359 S., C.H.BECK, ISBN 978-3-406-62681-4,
Preis 199,00 € inkl. MwSt.

Der an der Rechtsprechung orientierte Kommentar kann eine systematische Darstellung des Vergaberechts nicht ersetzen. Eine eigene wissenschaftliche Durchdringung leistet das Werk – was auch sein Anspruch nicht ist – durch die kasuistische Aneinanderreihung von Entscheidungen nicht. Das ist keine Kritik: Gute Kommentare, die bewerten, systematisieren und pointieren, gibt es. Der Wert des Werkes liegt nicht in der weiterführenden Entwicklung eigener Standpunkte, sondern in dem wohl unvergleichlichen Nachweis und der vollständigen Aufarbeitung der vergaberechtlichen Spruchpraxis. Das macht das Werk so hilfreich für den Praktiker; allein durch die Masse des aufbereiteten Materials sticht es aus der Fülle der vergaberechtlichen Literatur hervor.

Der Umfang und die Vollständigkeit des Werks sind zugleich freilich auch – jedenfalls in der gedruckten Fassung – eine Schwäche. Ratlos fragt sich der Nutzer bei einer konkreten Frage gelegentlich, wo er mit der Suche beginnen soll. Dabei stört, dass ein einheitliches Gesamtregister fehlt, die Sachverzeichnisse beziehen sich jeweils nur auf ein einzelnes Regelwerk. Ein Inhaltsverzeichnis ist zwar vorangestellt, geht aber nicht bis in die letzte Gliederungsebene, was das Auffinden nicht erleichtert. Da der Kommentar auch ältere und überholte Rechtsprechung durchweg noch aufweist und bespricht, muss der eilige Leser zudem darauf achten, dass er nicht eine überholte Spruchpraxis rezipiert, die im nächsten Absatz durch neuere Entscheidungen korrigiert wird. Hier wäre es vielleicht manchmal hilfreicher, Passagen zu nicht mehr aktueller Rechtsprechung zu streichen oder jedenfalls zu kürzen.

Die Frage, ob sich ein Druckwerk neben dem Online-Kommentar behauptet, ist durch die Auflagenzahl von den Nutzern eindeutig beantwortet. Die Vorteile des Online-Kommentars vor allem mit seiner Verlinkung zu den Entscheidungen machen die gedruckte Fassung für eine erste Orientierung nicht entbehrlich. Zu loben ist an der 4. Auflage die Aktualität, die der des Online-Kommentars in nichts nachsteht. Es finden sich bereits Kommentierungen der VSVgV und der VOB in der Fassung von 2012, was auch im Hinblick auf die zu leistende redaktionelle Überarbeitung deshalb Respekt abnötigt, weil sich die referierten Entscheidungen überwiegend auf ältere Vorschriften der VOB mit abweichender Nummerierung beziehen.

Es steht außer Frage, dass dieses Werk ein für den Vergaberechtspraktiker unverzichtbares Kompendium ist.

Weitere Inhalte zum Titel: InhaltsverzeichnisLeseprobeSachverzeichnis

 

Die Rezension wurde der NVwZ – Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht 2014, Heft 6, entnommen.

Die NVwZ erhalten Sie auf beck-shop.de.

NVwZ • Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht
2016, C.H.BECK, ISBN 0721-880X,
Preis 154,50 € inkl. MwSt.

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